
In einer Welt, die von digitalen Armaturenbrettern und Doppelkupplungsgetrieben dominiert wird, präsentiert sich der De Tomaso P72 als trotziger Ausreißer – einer, der stolz analoge Reinheit und die von den 1960er-Jahren inspirierte Pracht zelebriert. Nachdem sein erstes Konzept die Massen beim Goodwood Festival of Speed 2019 begeisterte, ist der serienmäßige P72 nun endlich fertig. Sechs Jahre später wird die italienische Boutique-Marke – wiederbelebt unter der Leitung des Geschäftsmanns Norman Choi – das erste von nur 72 Exemplaren dieser rollenden Skulptur ausliefern.

Der P72 besteht aus Carbonfaser, sowohl Karosserie als auch Chassis, und bietet so eine leichte und dennoch stabile Plattform. Obwohl De Tomaso behauptet, das Chassis sei komplett neu, teilt es sich Berichten zufolge die Architektur mit dem Apollo Intensa Emozione – keine Überraschung, da Choi an beiden Projekten beteiligt war. Das Karosseriedesign ist pure Nostalgie und erinnert an die sinnlichen Linien der Langstreckenrennwagen der 60er Jahre mit geschwungenen Kotflügeln, ausgeprägten seitlichen Einlässen und einer Silhouette, die eher nach Le Mans als in moderne Ausstellungsräume passt.

Steigen Sie ein und entdecken Sie etwas, das man nur als Liebeserklärung an klassische Automobile bezeichnen kann. Der Innenraum ist frei von modernen Touchscreens, stattdessen mit gefrästen Aluminiumschaltern, kupferfarbenen Oberflächen und detailreichen Anzeigen ausgestattet. Sogar der Schalthebel – ein Sechsgang-Schaltgetriebe mit freiliegendem Gestänge – ist eine eigenständige mechanische Skulptur, ein haptischer Kontrapunkt zur heutigen Schaltwippen-Norm.
Und erwarten Sie auch keine Stereoanlage. Wie De Tomaso es ausdrückt: „Der Motor ist der Soundtrack.“ Abgesehen von einem gesetzlich vorgeschriebenen digitalen Rückspiegel-Display ist der P72 erfrischend frei von digitalen Ablenkungen.

Unter der Haube arbeitet ein aufgeladener 5,0-Liter-V8-Motor mit 700 PS und 850 Nm Drehmoment. De Tomaso preist diesen Motor zwar als exklusiv an, doch viele glauben, es handele sich um ein stark überarbeitetes, von Roush vorbereitetes Aggregat aus dem Ford Coyote – einer Linie, die auch Mustangs und F-150 umfasst. Puristen mögen spotten, aber diese Kombination ist geschichtsträchtig; auch der originale De Tomaso Pantera verband italienisches Design mit Ford-V8-Motoren.
Der Motor des P72 ist nicht auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Stattdessen setzt er auf kurze Übersetzungsverhältnisse und kompromissloses Eingreifen statt auf reine Zahlen. Eine Pushrod-Aufhängung und manuell einstellbare Dreiwege-Dämpfer deuten auf ernsthaftes Rennstreckenpotenzial hin, doch De Tomaso legt eindeutig Wert auf das Fahrerlebnis statt auf die Rundenzeit.

Die veröffentlichten Fotos zeigen einen internen Prototypen, nicht eines der finalen 72 Kundenfahrzeuge. Jedes Produktionsfahrzeug wird individuell an die Wünsche des Käufers angepasst. Der Preis ist noch geheim, die Erwartungen liegen aber deutlich über $1 Million.
In einer Zeit, in der Supersportwagen immer nüchterner wirken, versprüht der De Tomaso P72 einen Hauch von Romantik und Retro-Futurismus. Er jagt keine Nürburgring-Rekorde. Er ist nicht mit Software-Tricks vollgestopft. Er ist eine Maschine, gebaut für die Kunst des Fahrens – roh, emotional und ungefiltert. Und für 72 glückliche Käufer wird er garantiert ein unvergessliches Erlebnis.